Es braucht mehr günstigen Wohnraum

Kolumne «Aus dem Gemeinderat» von Christoph Fischbach. Erschienen im «Klotener Anzeiger» vom 13. Februar 2020.

Kloten geht es gut. In Kloten lässt es sich gut leben. Viele Einwohner, verbringen jedoch nur einen Teil ihres Lebens in der Flughafenstadt, nicht wie ich, der sein ganzes Leben in Kloten verbracht hat und dies auch künftig machen werde.

 

Die Stadt kann es sich finanziell leisten viel zu investieren, dass die Lebensqualität in Kloten erhalten bleibt und gesteigert wird. Dass es uns finanziell so gut geht, verdanken wir den sprudelnden Steuereinnahmen des Flughafens. Wir dürfen aber auch nie vergessen, dass hinter den Erträgen und Gewinnen der Firmen am Flughafen die Angestellten stehen, welche mit ihrer Arbeitsleistung einen grossen Beitrag zu den Erfolgen beitragen. Es ist auch ein Fakt, dass viele der Angestellten im Tieflohnsektor wie z.B. im Gastgewerbe, im Detailhandel oder in der Reinigungsbranche beschäftigt sind. Aus diesem Grund habe ich im letzten November eine Interpellation eingereicht. In dem Vorstoss möchte ich vom Stadtrat mehr zu dem Thema erfahren, u.a. soll der Anteil der Tieflohnbeziehenden an der Gesamtzahl der Erwerbstätigen ermittelt werden. Es ist sicher nicht ein zu unterschätzender Anteil. Und dies ist nicht ein zu vernachlässigendes Thema.

 

Dies führt uns zu einem weiteren Problemfeld. Tatsächlich arbeiten in unserem Kanton nur in den Städten Zürich und Winterthur jeweils mehr Menschen als in der Flughafenstadt. Auch darum ist Kloten ein beliebter und begehrter Wohnort. Selbstverständlich können und wollen nicht alle Angestellten hier auch wohnen. Viele Menschen können es sich aber schlichtweg nicht mehr leisten in Kloten eine Wohnung zu mieten, da die Mietpreise für sie zu hoch sind. Aus diesem Grund hat die SP Kloten Ende 2017 die Volksinitiative „Wohnen für alle“ lanciert und innert kürzester Zeit die notwendigen Unterschriften zusammengebracht. Die Initiative fordert, dass der gemeinnützige Wohnungsbau in Kloten mehr gefördert wird, so dass bis in 20 Jahren der Anteil des gemeinnützigen Mietwohnungsbaus in der Stadt Kloten mindestens 25% beträgt. Dies soll u.a. ermöglicht werden, dass sich mehr Mietwohnungen im Eigentum von gemeinnützigen Wohnbauträgern befinden, die ohne Gewinnabsichten dem Prinzip der Kostenmiete verpflichtet sind. Der Stadtrat und der Gemeinderat sehen jedoch keinen Handlungsbedarf und empfehlen unsere Initiative ohne Gegenvorschlag zur Ablehnung. Am 17. Mai entscheidet somit die Stimmbevölkerung über unsere Initiative an der Urne.

 

Bereits 1970 hat der verstorbene Armin Frei, ehemaliger Gemeinde- und Kantonsrat, in der SP-Zeitung „Klotener Leu“ festgehalten: „In erster Linie soll der gemeinnützige Wohnungsbau durch Gemeinden, Baugenossenschaften und andere Institutionen gefördert werden, weil diese Träger die beste Gewähr dafür bieten, dass die erstellten Wohnungen zu mässigen Preisen jenen zugutekommen, die sie besonders benötigen. Die wirtschaftlich schwächeren Bevölkerungsschichten sollen namentlich dadurch bevorzugt werden.“ Was im Jahr der Einführung des Gemeinderats vor 50 Jahren anzustreben war, ist auch heute noch Ziel und muss unbedingt in die Tat umgesetzt werden: Mehr günstige Wohnungen für alle, statt zu viele teure Wohnungen für wenige.